BILDUNG IST DIE BESTE PRÄVENTION

17.02.2017

Jugendrichter erzählen aus ihrem Berufsalltag und klären dabei so manches Vorurteil auf

Mit einem spannenden Vortrag sorgten die beiden Richter an der Jugendstrafkammer Offenbach Yvonne Duttine und Dirk Wasmuth für ein volles Haus bei der Isenburger FDP. In einem gut einstündigen Referat wurden zunächst typische Tätergruppen und Delikte umschrieben – Täter sind fast ausschließlich männlich, stammen aus Elternhäusern, in denen ihnen kaum Grenzen gesetzt werden, und haben selten einen Schulabschluss.

Bei den Delikten handelt es sich zum weitaus überwiegenden Teil um Eigentumsdelikte. Anschließend wurden der Ablauf eines Strafverfahrens und vor allem die möglichen Sanktionen dargestellt. Im Kern zielt das Jugendstrafrecht auf Erziehen statt Bestrafen ab. „Wir wollen die Jugendlichen dazu animieren, ihr Leben in den Griff zu bekommen, Regeln zu beachten und vor allem einen ordentlichen Ausbildungsweg einzuschlagen“, so die Richterin Duttine. „Oftmals lernen junge Menschen erst durch eine Verurteilung zu Sozialstunden oder gar einen Arrest, Regeln zu befolgen und Grenzen zu beachten – Grenzen, die ihnen in ihrem bisherigen Leben nicht aufgezeigt wurden.“ Sorge bereitet den Richtern die zunehmende Verrohung der Täter. „War es noch vor einigen Jahren üblich, mit Schlägen und Tritten aufzuhören, sobald das Opfer am Boden liegt, so müssen wir beobachten, dass mittlerweile auch auf wehrlose Opfer weiter eingetreten wird – sogar gegen den Kopf.“ Befragt zu der oftmals langen Verfahrensdauer erklärten die Referenten, dass nicht die Fallzahl zugenommen habe, wohl aber der schleichende Personalabbau in der Justiz für längere Verfahrensdauern sorge. „ Nicht die Gesetze sind unzulänglich, sondern die Personaldecke muss verstärkt werden“.

Befragt nach Präventionsmöglichkeiten waren sich die Richter einig: Bildung ist der entscheidende Faktor. Wer regelmäßig die Schule besucht, einen Abschluss anstrebt oder bereits in der Tasche hat, ist deutlich weniger gefährdet als jemand, der „rumhängt“. Dabei ist nicht nur die Schule entscheidend. Ganztägige Betreuungsangebote beginnend im Kleinkindalter sowie die aktive Mitgliedschaft in Sportverein und die leider immer rarer gesäten Jugendtreffs bieten ein soziales Umfeld dass so manchen von Haus aus fehlt. „Wenn wir nur ein Zehntel der Kosten, die wir für die Verfolgung von Jugendstraftaten ausgeben, in Bildung investieren würden, könnten wir die Fallzahlen deutlich senken“ resümierten die Richter am Ende eines spannenden Abends.